Das Märchen von Leoncie

Es war einmal ein Mädchen, das hatte keine Eltern mehr. Der Vater war verstorben und die Mutter so krank, dass sie ihr Kind ausgesetzt hat. Das Mädchen musste die Schule verlassen, obwohl es noch sehr jung war und gerne zur Schule ging. 

Eine andere Familie traf dieses Mädchen und nahm es bei sich auf. Sie hatte wieder ein Ort zum schlafen und etwas zu essen. Zur Schule ging es nicht mehr. Dafür half sie im Haushalt, sie putzte, wusch die Wäsche, kochte und half der Familie so gut es ging. 

Wie ging es weiter?

Variante 1

Und so ging es von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Sie sah nie wieder eine Schule von Innen. Sie blieb bei dieser Familie, arbeitete für sie ohne Lohn und ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Und wenn sie nicht so früh gestorben wäre, wäre sie noch immer dort. 

Ihr Weg war deutlich in den Sand geschrieben, ein Leben in Armut vorgezeichnet. Die Lebenserwartung dieses Mädchens ist um Jahre geringer, als die der gleichaltrige Kinder mit Schulabschluss. Armut verursacht und verschärft Krankheiten. Krankheiten wie Durchfall, Malaria, Gelbfieber oder Tuberkulose haben zu tun mit einem Mangel an sauberem Wasser, Mangel an Hygiene, fehlendem Zugang zu Gesundheitsdiensten und Bildung, Mangel an ausreichender und gesunder Nahrung sowie Mangel an Einkommen.

Auch HIV und AIDS sind oft Folgen der Armut, weil mit Armut oft Unwissenheit einhergeht. Wer nichts über die Übertragungswege von HIV weiß oder nicht gelernt hat, wie man sich schützen kann, wer nicht weiß, dass und wie eine HIV-Ansteckung zu behandeln ist oder kein Geld für solche Behandlung hat, der ist in höchstem Maße gefährdet, sich anstecken zu lassen bzw. an AIDS zu sterben.

Variante 2

Eines Tages kam ein junger Mann auf der Durchreise vorbei. Ein Student, der selbst ohne Mutter groß geworden ist, der sich durch sein junges Leben gekämpft hat. Er sah dieses Mädchen und fragte sie, wie alt sie sei und warum sie nicht in der Schule ist.
„Mein Name ist Leoncie, ich bin 13 Jahre alt und wohne und arbeite bei dieser Familie, da ich keine Eltern mehr habe“ erzählt ihm das Mädchen.  

Er fragte, wie es ihr ergeht. Sie sagt, sie vermisst die Schule und würde gerne weiter lernen. Der junge Mann weiß nicht, wie er ihr helfen kann. Er selbst hat kein Geld um sie zur Schule zu schicken und er ist nur auf der Durchreise, ein kurzer Besuch vor Ort.

Er schickt eine Nachricht an eine Freundin und erzählt ihr von diesem Mädchen. 

Sie fragt, wo er und das Mädchen gerade sind und sie freut sich, dass es ein Ort ist, an dem ein anderer Freund von ihr wohnt. Sie bittet ihn um Hilfe.

Der Freund, der Student und das Mädchen treffen sich. Der Freund hat wieder andere Freunde und so finden sie noch am gleichen Tag eine gute Schule für das Mädchen. Das Mädchen hat einen Platz in der Schule bekommen, sie wird dort wohnen und lernen dürfen.
Der Student bietet an, zu ihrer alten Schule in ihrem Heimatort zu reisen um dort die notwendigen Papiere für einen Schulbesuch zu holen.
Der Weg ist sehr lang und schlecht passierbar.
Aber er bekommt das Dokument und es stellt sich heraus, dass dieses Mädchen sogar die beste Schülerin der ganzen Schule war.
Derweil kaufen an dem anderen Ort der Freund und das Mädchen Schuluniform, Bücher, Stifte und Hefte ein. Die Freundin schickt ein wenig Geld. Jeder tut was er kann. 

Keine drei Tage nachdem der junge Student das Mädchen Leoncie getroffen hat, wird sie wieder zur Schule gehen können. 

Und warum? Weil ein junger Mann des Weges kam, seine Augen und sein Herz öffnete und handelte. Ohne Hintergedanken oder Eigennutz. Und weil es Freundschaften und Netzwerke gibt, die Kontinente überspannen.

Der Name ist in Sand geschrieben, der neue Weg noch nicht. Es wird sich zeigen, was aus ihr wird.

 

Welche Variante gefällt Euch besser? 

Klingt alles wie ein Märchen? Ist es aber nicht. Jeder von uns hat die Möglichkeit die Welt ein klein wenig zu verändern, Geschichten um zu schreiben.

Das Märchen von Leoncie wird gerade wahr. In Gisenyi, Ruanda.

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