Wenn es dunkel wird in den Straßen von Kigali…

Wenn es dunkel wird in den Straßen von Kigali, dann kommen kleine Trucks, mittelgroße Container und andere LKWs unterschiedlicher Größe und Alters in die Stadt. Sie stehen dicht gedrängt und voll beladen in den engen Straßen des City Centers.

Drumherum viele junge Männer, kaum einer älter als Ende 20. Sehr drahtig und sehr stark. Sie arbeiten als Träger und entladen die Waren der LKW. Ich sehe sie oft, doch wie die Meisten gehe ich an Ihnen vorbei. Gestern Abend bin ich stehengeblieben und habe gefragt, wollte mehr wissen über ihre Arbeit. Und sie erzählen von unsichtbaren Grenzen und Revieren, harter Arbeit und wenig Geld.

Auf den Straßen kann man sie nicht sehen, doch Häuserblocks oder andere markante Stellen markieren Bereiche für jede “Cooperative” – jede Gemeinschaft hat nur wenige Meter der Straße zur Verfügung. Danach und davor sind andere Gruppen zuständig. Die Bereiche sind hart umkämpft denn jeder Minikiosk, Supermarkt oder Einzelhandel wird beliefert und bedeutet Arbeit für die Träger.

Wieviel kannst Du tragen? “Ich bin 25 Jahre alt, wiege 70 kg und trage bis 150kg auf einmal.”

Ich schätze seine Größe auf 1,68m. Die 70 kg sieht man ihm nicht an, er wirkt deutlich leichter und schon eher an der Grenze zum Untergewicht. Ob die 70 kg stimmen weiß ich nicht, die 150 kg Angabe stimmt auf jeden Fall: 5 Säcke à 30 kg werden schnell geschultert, in den Laden gebracht, abgeladen und verstaut. Anschließend Schlange stehen um weitere Ware abzuladen. Nun sind es Energydrinks: 5 Paletten mit je 24 Flaschen à 300 ml. Macht 36 kg auf der einer Schulter.

Wie lange hält der Körper das aus? “Maximal 8 Jahre, mit Alkohol nur 3.”

Arbeit umschreibt es nicht mal ansatzweise was diese Männer leisten. Für 50 kg Tragelast bekommen sie 25 RWf – das sind umgerechnet 0,025€. Davon zahlen sie 5% Steuern. Am Ende des Tages bzw. der Nacht bleiben leere LKW, volle Regale, müde Knochen und nur 3€ als Verdienst. An guten Tagen.

Meinen höchsten Respekt vor diesem Knochenjob und mal wieder bin ich dankbar. Für diese Einblicke, die Begegnungen, Gespräche und das Leben an sich.

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