We shall dance…

„We shall dance at the end of the term…“ steht auf einer Tafel. Was stand bei uns? Ich weiß es nicht mehr. Die eigene Schulzeit liegt nun schon einige Tage zurück. Wir hatten sicherlich keine moderne Schule, doch hat es eigentlich an nichts gefehlt. Wir konnten im naturwissenschaftlichen Unterricht Experimente machen. Wir haben Filme geschaut, sind ins Sprachlabor gegangen, hatten Instrumente zur Verfügung. Für uns war das damals selbstverständlich. Meine Kinder gehen auch wie selbst-verständlich zu gut ausgestatteten Schulen. Wenn etwas angeschafft werden muss, wird es vom Förderverein unterstützt. Es geht dabei aber immer um „Extras“ nie um essentielle Dinge für den Schulalltag.
Wenn gejammert wird, dann ehrlicherweise auf hohem Niveau.
Für mich sind manche Diskussionen schwer zu ertragen. Da wird diskutiert, ob der Sandkasten rund oder eckig angelegt werden soll oder ob die Mensa ausreichend verschiedene Gerichte anbietet…

In Mubuga habe ich einen Einblick bekommen, wie der Schulalltag auch aussehen kann.
Ich habe eine Schule besucht, die ca. 360 Schüler unterrichtet. Bis auf einzelne Ausnahmen wohnen alle Schüler in dieser Schule und sind in großen Schlafsälen untergebracht.  Sie schlafen in Hochbetten.  Zu zweit auf mitgebrachten Matratzen, also vier Jugendliche in einem Hochbett. Zwischen den Betten ist kein Abstand, sie stehen dicht an dicht. Es gibt keine Schränke oder Spinte. Vereinzelt sind Moskitonetze unter den schimmeligen Decken. Das Dach ist undicht und marode, an den Wänden sind große Risse, es ist feucht – es ist schimmelig. Wenn man das sieht, möchte man sofort rufen: „Raus hier, der Schimmel macht Euch krank und das Haus bricht gleich zusammen!“
Aber ich rufe nicht und ich evakuiere nicht. Wo sollen sie denn sonst hin? Ich kann keine Alternative bieten. Noch nicht, denn ich würde gerne ein neues Wohnheim bauen lassen. Pläne dazu gibt es schon, Kostenkalkulationen auch. Nur die Finanzierung… Wenn es dazu Neues gibt, dann auch hier auf diesem Blog.
Zurück zu den Wohnbedingungen: die Duschen sind gemauerte kleine Kabinen, oft ohne Türen, das Wasser kommt nicht „fließend von oben“ sondern die Kinder und Jugendlichen nehmen Waschschüsseln mit in die Kabinen. Toiletten sind etwas außerhalb und, um es vorsichtig zu formulieren, sie entsprechen keinen hygienischen Standards.
Der tägliche Speiseplan bietet Reis mit Bohnen. Kein Fleisch, kein Salat, keine Abwechslung.
Diese Bedingungen wären für uns undenkbar. Keiner, den ich kenne, würde sein Kind dort schlafen lassen. Viel zu gefährlich.
Die Lebensbedingungen sind also nicht die Allerbesten und doch schafft es diese Schule ihre Schüler zu motivieren und zu Höchstleistungen zu bringen. Im landesweiten Schulranking  bei den zentralen Prüfungen schneidet diese Schule hervorragend ab, sehr viele Schüler gehen zur Uni und nicht wenige davon bekommen Stipendien. Die Schule hat eine gut ausgestattete Bibliothek, einen gut eingerichteten Chemieraum. Und damit sind auch schon die guten Bedingungen vollständig aufgezählt. Im Physikunterricht können nicht mal Experimente mit Magneten gezeigt werden – von elektrischen Demonstrationen mal ganz zu schweigen. Biologie bietet da ähnlich wenig Möglichkeiten.
In der Schule gab es mal gespendete Computer, die waren damals aber schon alt, zu alt. Seit Jahren gibt es an dieser Schule keinen Computer mehr. Im Internet war noch keiner dieser Schüler.  Umso größer wächst meine Hochachtung vor diesen Schülern und der Schule. Sie holen das Beste aus ihren Möglichkeiten.
Und das unter diesen Umständen: Chapeau!
Ich habe die Schüler nach ihren Wünschen gefragt: sie hätten gerne eine Brieffreundschaft in englischer Sprache. Ein Austausch unter Jugendlichen.
Die Schulleitung habe ich auch gefragt: eine Partnerschule wäre toll. Und eventuell ein wenig Material für den Physikunterricht und Computer.
(Bei Interesse an einer Partnerschaft, Brieffreundschaft auf Klassenebene, materiellen oder finanziellen Spenden – gerne melden!)
„We shall dance at the end of the term…“ steht auf einer Tafel. Ja! Tanzt! Ihr habt es Euch verdient und Ihr könnt so unendlich stolz auf Euch sein!

Inshuti@JanineFrönd 1
Klassenraum
Inshuti@JanineFrönd 2
Computer – wie alt?
Inshuti@JanineFrönd 4
We shall dance…
Inshuti@JanineFrönd 3 (1)
Reis & Bohnen
Inshuti@JanineFrönd 2 (1)
Küche für über 360 Schüler
Inshuti@JanineFrönd
Schimmel und Löcher in der Decke
Inshuti@JanineFrönd (2)
Schimmel an den Decken

Inshuti@JanineFrönd 5

Inshuti@JanineFrönd 6
keine Schränke, kein Platz, keine Privatsphäre
Inshuti@JanineFrönd (3)
zu zweit auf einer Matratze

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