Pünktlich zum Jubiläum der Gründung von 1000 Hügel e.V. freuen wir uns einen weiteren Meilenstein bekannt geben zu dürfen: das Ausbildungszentrum für junge Teenagermütter in Bugesera im Süden Ruandas kann Dank einer größeren Förderung nun realisiert werden.
Das Projekt „Mama Courage“ umfasst 3 Säulen:
1) Empowerment für 200 junge Mütter und ihre Kinder
2) Prävention und Aufklärungsarbeit für Jugendliche in der Projektregion
3) Ausbildung für 25-50 junge Mütter zur Näherin

Der Bereich Empowerment umfasst Aufklärung und Beratung, Hilfe medizinischer Art wie z.B. die pädiatrische Behandlung von Kindern, die mit HIV / AIDS infiziert sind, Übernahme von Krankenversicherungen, allgemeine Begleitung und psychologische Unterstützung, Beratung und Gesprächstherapien.
Damit erreichen wir eine Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheitssituation der jungen oft
traumatisierten Teenagermütter und eine Verbesserung der Gesundheit ihrer Kinder.

Die begleitenden Aufklärungskampagnen in Schulen / Elternhäusern etc. dienen zur Prävention und sollen helfen, weitere frühe Schwangerschaften zu verhindern. Da Studien zeigen, dass 77 % der Frauen nicht über Menschenrechte im Allgemeinen und die der Frauen im Besonderen informiert sind, werden im Rahmen dieser Aufklärungskampagne die jungen Mädchen auch über ihre Rechte aufgeklärt und sie so gestärkt. Diese Maßnahme dient auch der HIV-Prävention. Mit dieser Säule werden etwa 6000 Jugendliche innerhalb eines Jahres erreicht werden können, durch die gezielte Multiplikatorenausbildung unter Jugendlichen langfristig noch mehr.
Die beiden Bereiche Empowerment und Prävention werden – pandemiebedingt zwar später als gedacht – aber schon seit ein paar Wochen umgesetzt.

Ab Juni kommt nun auch der Ausbildungsteil hinzu!
Unser lokaler Projektpartner RD Rwanda möchte jungen Teenagermüttern eine Ausbildung als Näherin ermöglichen, damit sie in Zukunft ihre Familie auf seriöse Weise versorgen können.
Die Ausbildung dient vielen armen, benachteiligten Mädchen bei der Versorgung ihrer jungen Familien. Die Hilfe kommt direkt ihrer Bildung und damit ihrer selbstbestimmten Zukunft zugute und wirkt damit nachhaltig für Generationen. Die präventive Aufklärungskampagne dient auch der gesundheitlichen Förderung und dem Schutz vor frühen Schwangerschaften und den damit verbundenen Komplikationen.
Da die jungen Mütter oft ohne jegliche Unterstützung der Kindesväter oder ihrer eigenen Familien auskommen müssen, ist es notwendig während der Ausbildungszeit, eine sichere Obhut für ihre Kinder zu bieten. Dazu wird im gleichen Haus in einem Nebenraum ein „daycare room“ für die nicht schulpflichtigen Kleinkinder eingerichtet und eine liebevolle Betreuung für die Kinder geboten. So können sich die jungen Mütter voll und ganz auf ihre eigene Ausbildung konzentrieren. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass die meisten Teenagermütter nur eine unzureichende Schulbildung haben – wegen der frühen Schwangerschaften haben die meisten jungen Frauen keinen Schulabschluss bzw. kaum Bildung über das Grundschulniveau hinaus. Deshalb sind die Kursangebote und der Unterricht an diesen Bedarf angepasst. Je nach Schulbildung, Alter und Eignung dauert eine Ausbildung 6 oder 12 Monate. Neben der Berufsausbildung wird zusätzliche auch allgemeine Bildung auf dem Stundenplan stehen.
Ein Gebäude mit Unterrichtsräumen, einer Nähwerkstatt, Aufenthaltsbereich für Kinder, Küche und Toiletten sowie die Ausstattung (Tische, Stühle, Tafel, Nähmaschinen etc.) wird sehr zeitnah zur Verfügung gestellt. Das Gelände wird um eine Toilettenanlage erweitert werden müssen und ein Zugang zum Haus barrierefrei gestaltet.
Eine kleine Verkaufsfläche oder Stand wird hergerichtet, damit die genähten Produkte zum Verkauf angeboten werden können. Wenn diese Vorarbeiten abgeschlossen sind, kann dann auch schon sehr bald ausgebildet werden!
Zum Hintergrund und warum das Projekt so wichtig ist
In Ruanda ist die Schwangerschaft von Teenagern ein großes, wachsendes und ernst zu nehmendes Problem. Frühe Schwangerschaften haben katastrophale Auswirkungen auf das Leben eines Mädchens, denn sie beenden ihre Kindheit und die Mädchen werden verfrüht in die Mutterrolle gedrängt, bevor sie körperlich oder seelisch dafür bereit sind. Teenagermütter sind häufig gesellschaftlich isoliert und haben wenige Freiheiten und sehr geringe Bildungsaussichten. Sie fühlen sich oft ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt und verlieren ihr Recht auf Gesundheit, Bildung und Schutz. Bei diesen jungen Mädchen kommt es während Schwangerschaft und Geburt oft zu gefährlichen Komplikationen, nicht wenige stecken sich mit HIV/AIDS an und viele von ihnen sind Gewalt ausgesetzt. Da ihnen die schulische und wirtschaftliche Chancen versagt bleiben, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass sie und ihre Familien in Armut leben. Verfrühte Schwangerschaften, d.h. wenn der Körper eines Mädchens noch nicht reif genug ist, ein Kind ohne Komplikationen auszutragen, führen häufig zu Komplikationen während der Schwangerschaft bzw. der Geburt und gelten weltweit als zweithäufigste Todesursache minderjähriger Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Die Babys minderjähriger Mütter sind einem wesentlich höheren Todesrisiko ausgesetzt als jene von Frauen zwischen 20 und 24 Jahren.
Junge Mütter gehen mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht zur Schule und kämpfen mit wirtschaftlichen Problemen.
Dadurch sind sie und ihre Kinder gefährdet, (sexuell) ausgebeutet zu werden, gesundheitliche Beschwerden zu entwickeln und den Zyklus der Armut aufrechtzuerhalten. Teenagerschwangerschaften haben überdies ernsthafte langfristige Konsequenzen für die wirtschaftliche Lage der Gemeinschaften und Länder.
Minderjährigenschwangerschaften sind in armen oder ländlichen Gegenden bzw. jenen mit geringer Schulbildung häufiger zu beobachten. Mädchen in Ruanda, die keine formelle Schulbildung aufweisen können, bekommen 5 Mal häufiger früh Kinder als jene Mädchen, die zumindest über die Grundschule hinausgekommen sind.
Das Gesundheitsministerium in Kigali gab am 25. Februar 2020 an, dass es einen rasanten Anstieg von 78.646 bekannter Fälle von Teenagerschwangerschaften im Alter ab 11 bis 18 Jahren in Ruanda gegeben hat. Man geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Nach Angaben der Behörden ist der ansteigende Trend in vielen Teilen des Landes weitgehend darauf zurückzuführen, dass die Eltern mit ihren jugendlichen Kindern nicht über Verhütung und gesprochen haben. Ebenso findet in den Schulen keine optimale Aufklärung statt. Besonders betroffen sind Kinder aus armen, bildungsfernen Familien.

In etwa 75% der Fälle sind jedoch Übergriffe und sexuelle Gewalt der Grund für diese frühen, ungewollten Schwangerschaften. Es zeigt sich, dass ebensoviele Frauen nicht über ihre Rechte informiert sind. Die Ungleichheit der Geschlechter, ein mangelnder Schutz der Menschenrechte der Mädchen, anhaltende Traditionen zugunsten der frühen Ehe und Mutterschaft, vor allem Armut und schwierige wirtschaftliche Gegebenheiten tragen dazu bei, dass die Schwangerschaften von Jugendlichen weiter anhält. Die Mädchen, die am häufigsten vor dem 18. Lebensjahr eine Geburt haben, wohnen in ländlichen und abgelegenen Gebieten, haben wenig oder keine Ausbildung und leben in den ärmsten Haushalten.
Durch die Coronapandemie sind weltweit die Fälle von (häuslicher) Gewalt gestiegen und viele Mädchen sind noch schutzloser als ohnehin. Durch Schulschließungen entfällt neben der Bildung auch die Schutzfunktion dieser Einrichtungen.
Unsere Ziele und Motivation
Das Projekt „Mama Courage“ trägt dazu bei Armut, Hunger und Ungleichheiten zu verringern. Zudem unterstützt es die Bildung von Mädchen und ermöglicht der besonders benachteiligten Gruppe der alleinerziehenden Teenagermütter eine menschenwürdige Arbeit.
Mit dem Projekt „Mama Courage“ soll die Ausbildung junger Frauen gefördert werden, ihre Kompetenzen gestärkt und ihnen Hilfe zu Selbstständigkeit gegeben werden. Mit der Möglichkeit zur Ausbildung bietet sich ihnen eine Chance, auf gute und ehrliche Weise den Lebensunterhalt für ihre Kinder zu verdienen. Es werden dadurch Arbeitsplätze insbesondere für Frauen in ländlichen Gebieten geschaffen. Ziel ist es, die Absolventinnen so zu qualifizieren, dass sie eine Anstellung finden oder in die Lage versetzt werden, sich selbständig zu machen. Denkbar wäre auch spätere Kooperativen zu gründen bzw. bei der Gründung zu unterstützen. An dem Ausbildungszentrun finden alleinerziehende junge Mädchen, welche die Schule abgebrochen haben, eine tatkräftige Unterstützung. Durch die Vermittlung von unternehmerischem Grundwissen werden die Frauen in ländlichen Regionen gestärkt und befähigt ein Mikrounternehmen starten können. Die Arbeit in handwerklichen Berufen stellt für junge Mütter in Ruanda eine der wenigen Möglichkeiten dar, ihre Familien auf seriöse Weise zu ernähren und ihr Leben selbst zu gestalten. Der Weg in die Prostitution oder ein Leben auf der Straße gehört zur realistischen Zukunftsaussicht, wenn sie keine Unterstützung bekommen.
Mit dem Ausbildungszentrum wird denjenigen Mädchen eine Unterstützung gegeben werden, die bereits Mütter sind.
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