Schon seit geraumer Zeit erzähle ich Euch von Geschichten und Begegnung aus Ruanda. Heute möchte ich Euch die Geschichte der Batwa / Twa (auch Pygmäen genannt) in Ruanda erzählen. Ihre Vorfahren lebten tausende von Jahren das traditionelle Leben in Wäldern. Der Wald war ihre Nahrungsquelle, ihr Gott, ihre Welt. Sie hatten ein umfassendes Wissen über ihr Ökosystem, kannten viele Heilpflanzen und andere nützliche Pflanzen. Sie gehörten zu den Wäldern und die Wälder gehörten ihnen – in einem guten Zusammenleben mit Tieren und Natur.
In den späten 1980er Jahren wurden alle verbliebenen, im Wald lebenden Twa aus dem Volcanoes National Park (Berggorillas), dem Nyungwe Forest Reserve und dem Gishwati Forest vertrieben. Infolge dieser Landkonfiskation haben Twa viel von ihrem traditionellen Waldwissen verloren. Zunehmende Armut, die durch den Verlust ihrer Lebensgrundlage verursacht wurde, führte dazu, dass andere Ruander zunehmend Twa als soziale Ausgestoßene brandmarkten.
Mit dem Verlassen der Wälder hat sich das Leben der Batwa-Pygmäen für immer verändert. Der Vulcanoe-Wald wurde zum Nationalpark und Weltkulturerbe, um die gefährdeten Berggorillas innerhalb seiner Grenzen zu schützen. Die Batwa wurden aus dem Park vertrieben. Sie erhielten keine Entschädigung. Die Batwa wurden zu Naturschutzflüchtlingen in einer unbekannten, nicht bewaldeten Welt. Armut, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Mangel an Bildungsmöglichkeiten, HIV sowie geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung sind in Batwa-Gemeinschaften höher als in anderen Gemeinschaften. Das Ergebnis ist absolute Armut und aufgrund des Mangels an Bildung auch kaum Ausweg aus dieser Situation.
Obwohl Ruanda beeindruckende Fortschritte bei der Bekämpfung von Armut und Ungleichheit gemacht hat und die Indikatoren in Bereichen wie Gesundheit und Bildung verbessert wurden, zeigen Berichte, dass Batwa-Gemeinschaften durch Diskriminierung und Schwierigkeiten beim Zugang zu Dienstleistungen weitgehend von diesen Vorteilen ausgeschlossen wurden.
Dies hat zur Folge, dass sie höhere Kindersterblichkeitsraten, eine kürzere durchschnittliche Lebensspanne und höhere Erkrankungs- und Unterernährungsraten aufweisen als ihre Mitmenschen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden sie traditionell als Waldjäger und -sammler vertrieben, ohne Entschädigung oder Schaffung von Alternativen. Im Jahr 2017 äußerte der UN-Ausschuss zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau seine Besorgnis über die anhaltende Marginalisierung und Diskriminierung von Batwa-Frauen sowie über die Auswirkungen der ethnischen Verweigerung der Regierung auf die Bemühungen zur Bewältigung ihrer Situation.
Im Alltag sieht die Diskriminierung so aus: keine Arbeit für Erwachsene, keine Bildung für Kinder, kein Zugang zum Gesundheitssystem und ein Leben am Rande der Gesellschaft.
Aber da ist diese wundervolle Schule in Gisenyi, die ich vor einigen Monaten besuchen durfte… Die Malaika Schule ist die einzige, die sich für die Batwakids einsetzt, sie in ihren Siedlungen besucht und das ganze Dorf dazu ermutigt, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Sie kümmern sich in vielfältiger Weise um alles – Gesundheitspflege, Hausbau, Hygieneschulung, Integration, Bildung etc.
Es ist eine Art Privatschule und der Schulleiter Elisée ist sehr engagiert und macht einen tollen Job.
Er sagte mir, dass die meisten Schulen sich weigern würden, Batwa-Kinder zu akzeptieren und zu unterrichten. Deshalb haben sie beschlossen, ihre Vor-Schule auf eine eigene Grundschule zu erweitern. Sie wollen den Batwa-Kindern die Chance geben, 6 Jahre lang eine Grundschule zu besuchen und somit als Vorbild für die anderen Schulen dienen und zeigen, dass Batwakinder natürlich auch lernen können und normale Menschen sind, dir einen Platz in der Gesellschaft verdienen.
Leider stoßen die Malaika-Schule und der dazugehörige Verein YADE auf Widerstand und nun auch an ihre Grenzen.
Sie können keine Räume anmieten, denn dazu benötigt man den Nachweis von eigenem Land. Andere Geschichte…
Kurz: die Lösung wäre, eine eigene Schule zu bauen und somit nicht mehr auf kurzfristig zu beendende Mietobjekte zurückgreifen zu müssen etc.
Die Gesamtkosten für Land und Schule betragen etwa 55.000- 60.000 € (Ja, ich habe keine weiteren Nullen vergessen!) Die Schule ist für alle Kinder nicht nur für die Batwa Kids. Es ist der beste Weg, sie in die Gesellschaft zu integrieren.
YADE bzw. die Malaika Schule hat weitere Aktivitäten zu Gesundheit, Bildung und Integration.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich schätze und unterstütze den Nationalpark, die Berggorillas und es ist keine Kritik an den Programmen und Aktivitäten, um sie zu schützen!
Ich denke, wir sollten die Menschen in der Nähe nicht vergessen, vor allem diejenigen, die in Not sind: die Batwa und die Kinder von Batwa. Sie lebten in den Wäldern und sind bedroht – wie die Berggorillas. Bitte helft uns, sie auch zu schützen.
Ich werde hier nur einige Bilder zeigen. Es gibt mehr, zum Teil sehr verstörend und schockierend. Aber ich möchte keine Art von Voyeurismus fördern, daher nur auf persönlichem Weg. Wer ernsthaft Interesse hat, dem schick ich gerne unser 20seitiges Dossier in deutsch oder englisch zu.
Wer den Bau der Schule unterstützten möchte oder jemanden kennt, der helfen kann oder möchte… herzlich gerne!
Schlafplatz
Der Zustand der Behausung
Ein Bett…
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